08.08.2015

Saltimbanque

Coucou mes amis!

Wie ich euch erzählt habe, war letzte Woche das Sommercamp 'Saltimbanque' auf, bzw. mit der Pas d'Âne.
Sucht man den Begriff 'Saltimbanque' (dt. Gaukler, Artist, Schausteller) im Internet, erhält man von Wikipedia folgende nette Erklärung:

Un saltimbanque est un artiste du spectacle de rue (spectacle vivant). Il fait toutes sortes de tours et joue de l'étonnement pour amuser le public dans les foires. Les troupes d'artistes se produisaient de ville en ville sous l'Ancien Régime.

Und genau darum ging es ja auch: drei Tage lang waren wir, das heißt 12 Kinder im Alter von 10-13 Jahren, zwei Jugendleiter und Laura und ich, mit drei Eseln zu Fuß unterwegs, um Abends in einem Dorf anzukommen, dort ein Theaterstück vorzuspielen und zu zelten, bevor es am nächsten Morgen an die nächste Etappe zum nächsten Dorf kam.
Im April hatte sich ein Teil der Gruppe schon für zwei Tage zusammen gefunden, um ein kleines Theaterstück zu schreiben. Anfang der letzten Woche, also Montag und Dienstag, war die Gruppe zunächst auf der Pas d'Âne, die Kinder lernten sich gegenseitig etwas kennen, spielten Spiele, übten das Theaterstück ein und machten sich schonmal mit den Eseln vertraut, bevor es dann am Mittwochmorgen endlich losging.

Es hat so unheimlich Spaß gemacht, mit den Kindern und den Eseln loszuziehen! Es war einfach ein total cooles Gefühl so ein bisschen 'on the road' zu sein, irgendwie umherzuziehen, eine Art Freiheit. Und die Esel und ganz besonders der mit blau-gelb getsreiftem Stoff bedachte Planwagen, der hinter Klakson gespannt war, haben da natürlich noch mal ein ganz besonderes Flair hinzugefügt. Teilweise kam ich mir einfach entweder wie in der Zeit verrutscht oder wie in einem Kinderbuch vor.
Besonders gute Stimmung kam auch dadurch auf, dass wir, sobald wir an Häusern oder Menchen vorbeiliefen, das selbstgedichtete Saltimbanque-Lied sagen:

Les nomades du camp Saltimbanque
Vont vous jouer un petit spectacle
Au village du Theil Bocage/ St.-Jean le Blanc/...
Et vous y êtes tous invités!
À 19 heures!

Und die Reaktionen der Menschen waren schon ziemlich herrlich: Manche kamen aus ihren Häusern um uns zuzuschauen, einige kamen an den Zaun um uns von Nahem vorbeiziehen zu sehen, hielten an, schauten den Umzug mit oft erstaunten und lachenden Augen an. 
Besonders lustig fand ich es auch, als wir an einer Baum Plantage vorbeiliefen, in dessen Bäumen zwei alte Opis saßen mit so richtig schön alten Arbeitsanzügen und einer Art Baskenmützen, die erstsmal ihre Arbeit einstellten und sich sichtlich über das Bild, dass sich ihnen bot, freuten.


Über Stock und Stein...

...ging es von Dorf zu Dorf

Angekommen wurde erstmal ausgiebig Ninja, Fan und sonstiges gespielt

Das Plakat, das uns zusätzlich zum Gesang ankündigte

Die Gruppe hat vor dem Theaterstück kurz erzählt, von wo wir morgens aufgebrochen sind, wieviele Kilometer zurück gelegt wurden, welche Esel dabei waren etc.
In dem Theaterstück ging es um Robert, der eine Mütze findet, mit der er durch die Zeit reist, sobald er sie sich auf den Kopf setzt.
So landet er in der Urzeit, wo seltsame, wilde Wesen umherwanden und das Publikum beschnüffeln,
bevor sie Robert finden und ihn aufessen wollen. 

Schnell setzt Robert sich wieder die Mütze auf und landet mitten in einem Schlachtfeld zu Zeiten Napoleons.

Um Napoleon von der Zeitreis zu überzeugen, setzt er die Mütze auf und sie landen mitten in einer Samurai Kampfszene.

Um sich zu retten, benutzt er erneut seine Mütze und landet in den Gemächern des Sonnenkönigs.
Nach einem Streit zwischen Napoleon und Ludwig XIV hat Robert die Nase voll und landet endlich wieder zu Hause.
Einige Jahre später steigt seine Enkelin auf den Dachboden und findet diese Mütze wieder, womit das Theaterstück auch sein findet.

Dafür, dass sie wirklich nur wenig Zeit hatten, das Stück zu üben, waren die Vorstellungen wirklich super und ziemlich goldig.

Abends wurde dann ums Lagerfeuer herum Werwolf gespielt, denn auch hier ist das Spiel sehr beliebt.

Insgesamt war es eine richtig schöne Woche für mich (und den Reaktionen nach zu urteilen uach für den Rest der Truppe) und die Gruppe war einfach super. Dadurch, dass die 'jeunes' schon etwas älter waren, als die 3-6 jährigen vom letzten Mini-Camp, konnte man schon echt coole Sachen mit ihnen anstellen und auch gut mit ihnen reden. Ich fand es auch sehr interessant, wie sie auf meinen Akzent reagiert haben, denn sie haben mich total lieb aufgemuntert, dass sie mein Französisch 'pour changer de pays' richtig gut fänden. Das fand ich sehr nett von ihnen und als Lison mich am Freitagabend fragte, ob ich denn nächstes Jahr auch dabei wäre, dachte ich nur: Pourquoi pas?

Während der Woche passierte aber noch eine andere schöne Sache. Als Laura und ich an einem der Abende ein ruhiges Stündchen hatten, gingen wir zu den Eseln, um nach ihnen zu schauen. 
Und dann folgte tatsächlich eins meiner schönsten Erlebnisse während meines Jahres hier, denn ich durfte auf Klaksons Rücken klettern. Obwohl ich ja schon öfter geritten bin, hatte ich total Angst, weil ich einen Esel doch etwas temperamentvoller und eigensinniger einschätze, als ein Schulpferd. Und noch dazu stand er einfach so frei auf der Wiese herum und wurde von niemandem gehalten. Laura hat mir hochgeholfen und als ich dann auf dem Esel kauerte, mit klopfendem Herzen und die Arme fest um seinen Hals geschlungen, verstand ich irgendwie, warum es den Behinderten, die öfters mal auf die Pas d'Âne kommen und sich auch auf die Esel setzten dürfen, so gut tut, genau dies zu tun. 
Irgendwie ist man dem Esel so nah und man hat das Gefühl, dass man sich irgendwie über die Emotionen austauscht und es war ein total schöner Moment, der tatsächlich auch bei mir einige Emotionen freigelassen hat und ich dachte auch einen kurzen Moment, dass ich vor lauter überschwemmender Emotionen anfange zu weinen. Ihr haltet mich jetzt sicher für verrückt, aber ich sag's euch, das war einfach ein richtig schöner Moment. Wenn ihr mal die Gelegenheit habt, auf einen Esel zu steigen und euch an ihn zu kuscheln, tut es! Es ist auf jeden Fall die Erfahrung wert.
Das Wochenende war dann auch nicht gerade unanstrengend, da Benoit und ich Laura bei ihrem Umzug halfen. Und so kam ich aber auch in den Genuss, zum ersten Mal in Anne, der carav'Âne, Lauras neuem Wohnwagen und jetzt zu Hause, zu schlafen. 

Montag war en sehr ruhiger Tag, da ich nur in die Autowerksatt musste, aber der Rest der Woche war echt anstrengend. Es wurde viel geerntet, was durch das viele Bücken echt auf dauer in die Beine und den Rücken geht. Am Donnerstag durfte ich auch endlich wieder wieder Mini-Traktor fahren, ich liiiiebe es!
Direkt danach ging es zu Tom und Aelig und anschließend auf eine Kanutour. Die Strecke hatten wir aber recht ambitiös eingeplant und da auf halber Strecke ein Loch in Lauras aufblasbarem Kanu hinzukam, kamen wir erst bei Anbruch der Dunkelheit, halbgefroren und hungrig am Auto an. Danach haben wir aber erstmal schön gekocht und gegessen, was wirklich gut tat. Tom und Aelig fahren jetzt in den Urlaub und deshalb werde ich sie nur noch ein mal sehen, bevor ich abreise. Deshalb fand ich es sehr schön, noch einmal Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich finde es sehr komisch, dass das die Abreise schon so kurz bevor steht. So richtig realisiert habe ich das noch lange nicht. 

Trotz des späten gestrigen Abends und der prallen Sonne, wurde heute hart gearbeitet: Bei unseren Nachbarn hieß es Strohballen aufladen. Während Alex den Traktor fuhr, und Stéphane mit seiner Heugabel die Ballen auf den riesigen Anhänger warf, standen Caro und ich auf dem immer höher werdenden Berg aus Strohballen und stapelten und quetschten die Ballen, damit so viel wie möglich auf den Anhänger passten. Das war ganz schön anstrengend, vor allem, da man andauernd mit dem Fuß in eine Ritze rutschte, der prallen Mittagssonne auf dem Anhänger ausgesetzt war und dabei ja auch höllisch aufpassen musste, nicht herunterzufallen - gegen Ende waren wir ganz schön hoch. Kurz vor Mittag musste ich mich dann mal kurz auf das Stroh fallen lassen, weil ich einfach das Gefühl hatte, zu verdursten und jeden Moment umzukippen. 
Die Arbeit hat aber trotz oder gerade wegen der Anstrengung ganz schön Spaß gemacht. Außerdem ging ein Reifen kaputt, weshalb wir am Nachmittag auch nur noch das ganze Stroh verstauten und das war's dann auch schon. 
Und wenn man sich dann Abends abduschen will und einem Stroh aus der Unterwäsche fällt, dann weiß man, was man tagsüber getan hat.

Liebe Grüße und à la prochaine,

Henni

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