27.02.2015

Frühlingssonnenmarkt

Bonjour meine Lieben!

Heute Morgen war ich mit Cyril auf dem Markt in Caen und ich muss sagen, es war bisher der beste Markt, den ich mitgemacht habe! Zunächst einmal trägt zum guten Start in den frühen Morgen ja der traditionelle Besuch der gerade geöffneten Bäckerei in Aunay und das anschließende Verschlingen der noch warmen, eigentlich viel zu süßen Teilchen. Wenn ich auf den Markt fahre, dann denke ich erst jedes Mal doch, dass das nichts wird, da ich eh viel zu müde bin. Aber wenn man dann so im Bulli sitzt, das warme Schokoladen-Pépito verspeist, noch ist es dunkel, und am Horizont sieht man langsam einen Lichtschimmer, der die ersten Wolken erhellt, dann freue ich mich doch irgendwie auf den Markttag.
Zusätzlich dazu hatten wir heute allerschönstes Frühlingswetter. Es war zwar doch relativ kalt, aber dafür hat die Sonne sehr schön geschienen und es hat sehr viel Spaß gemacht zu verkaufen. Mittlerweile fällt es mir auch einfacher mit dem Französisch und deshalb fällt es mir auch einfacher, mit den Kunden zu kommunizieren und sie zu bedienen. Und mittlerweile vertue ich mich auch weniger mit Zahlen, was mir (und Cyril) sehr gelegen kommt. Natürlich verstehe ich trotzdem oft nicht, was die Leute wollen, denn wir befinden uns immerhin in Frankreich und ich habe schon das Gefühl, dass Essen hier einfach einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt und Lebensmittel auch so im Alltag viel spezifischer genannt werden als ich es kenne. So war ich beispielsweise völlig verblüfft, als der 4 jährige Sohn eines Landwirtes neulich beim Essen fragte: "Kannst du mir den Gruyère rüber geben?", statt einfach "Kann ich mal den Käse haben?"
Aber zurück zum Markt: Caen ist außerdem eine sehr schöne Stadt und es ist auch immer sehr interessant, mit anderen Bioausstellern (oder auch dem nicht besonders beliebten nicht-Bio Verkäufer von gegenüber) ein kleines Pläuschchen zu halten. Am Ende eines Markttages ist man aber auch ganz schön fertig und so musste ich mich doch schwer zusammenreißen, nicht im Auto einzuschlafen und mich stattdessen mit Cyril zu unterhalten, damit er nicht beim fahren einschläft.
Und bei der Rückfahrt in der schönen Frühlingssonne ist mir dann auch nochmal aufgefallen, in welch schöner Region wir hier gelandet sind. In den Regen- und Nebelschleiern (und auch der Gewohnheit) geht diese Schönheit leider oft unter. Aber wenn die Sonne die Wiesen erstrahlen lässt und man weit und breit grüne Wiesen und Felder, Bäume, Sträucher, weitestgehend blauen Himmel und vereinzelte Dörfer oder Bauernhöfe sieht, dann wird es mir wieder sehr bewusst, was für ein Glück ich hier habe. Denn so eine schöne Umgebung tut der Seele gut.

Deshalb war ich auch relativ zufrieden mit der Welt, als ich nach dem gemeinsamen Mittagessen mit Cyril und seiner Frau Christine nach Hause kam. Hinzu kam dann, dass nicht nur zwei sehr liebe Briefe von zwei sehr lieben Menschen auf mich warteten, sondern nach einer Woche ohne Internet (leider ging die letzte Woche hier gar nichts mehr) auch einige unerwartete liebe (und besorgte) Nachrichten auf elektronischem Wege.

Das schöne Wetter lässt meine Vorfreude auf den Frühling und Sommer zu Hochtouren auflaufen. Ich freue mich wirklich auf die Zeit, wo wir kein Feuer mehr machen müssen und ständig draußen sein können und alles in der Sonne strahlt und es gut riecht nach sonniger Natur.

Jetzt fallen mir aber wirklich gleich die Augen zu und damit ich heute Abend beim Afrikanischen Tanz nicht allzu müde bin, werde ich mich jetzt, denke ich, erst einmal hinlegen und ein wenig schlafen.

In diesem Sinne: Bonne nuit!
Henni

05.02.2015

Ich rieche nach Cidre und draußen ist es kalt

Bonsoir mes amis,

Ja, ihr lest richtig: Ich rieche nach Cidre. Und zwar nicht aus dem Mund, weil ich zu viel getrunken habe (ok, vielleicht ein bisschen), sondern viel eher meine Hände meine Kleidung und irgendwie auch meine Haare. Denn heute waren wir bei Damien und haben ca. 300 Flaschen Cidre per Hand abgefüllt. Eigentlich hat das sogar ziemlich Spaß gemacht, nur leider war es ziemlich kalt in dem Schuppen. Dass mir andauernd kalter Cidre über die Hände rann, steigerte nicht nur meine Cidre-Lust, sondern auch mein Frostgefühl. Besonders lustig wurde es dann allerdings, als Damien in etwa folgende Anweisung gab: "Jetzt ist das Fass fast leer, deshalb solltet ihr immer mal wieder zwischendurch eine Probe nehmen um zu schauen, ob da Stückchen drin sind. Dann hört ihr mit dem Fass auf." Also habe ich ein wenig Cidre in eine weiße Glasflasche gefüllt, um nachzuschauen. Caro und ich konnten nichts feststellen, also hieß es: weiter abfüllen. nach ein paar weiteren Flaschen (dunkelgrün, deshalb kann man nicht durch sehen) wollte ich dann die nächste Probe abfüllen, aber die weiße Glasflasche (übrigens die einzige helle Glasflasche weit und breit und noch dazu ganz schön siffig) war ja noch gefüllt. Und dann haben wir angefangen zu überlegen:
1. Der Cidre, der schon in der Flasche ist, würde das Ergebnis der neuen Probe fälschen.
2. Logischer Schluss: der Cidre muss raus.
3. Den Cidre auskippen? Neee!
4. Logischer Schluss: einfach austrinken.
Und ja liebe Leute, das Fass war anscheinend doch noch nicht so leer, denn wir haben echt etliche Proben gemacht, die alle gut waren und deshalb immer mehr Cidre getrunken. Mit der Zeit wurde es immer lustiger und wir hatten echt unseren Spaß. Vor allem musste ich so lachen dabei, dass ich dann leider doch einiges an Cidre (auf mich) vergoss. Jaja, in einem dunklen Schuppen bei der Arbeit Cidre trinken will gelernt sein. Irgendwann hatten wir aber echt keine Lust mehr auf Cidre (vor allem Caro nicht, denn da ich die Fahrt nach Hause auf mich nahm, musste sie den Cidre dann irgendwann alleine trinken..) und sind dann doch lieber mal den lieben Damien fragen gegangen.
Tja und nun rieche ich ganz schön fermentiert und stecke in einem kleinen Dilemma:

Denn eigentlich sollte ich jetzt wohl duschen, aber ich sag euch eins, hier zu Duschen kostet mich jedes Mal eine große Portion Überwindung. Denn normalerweise ist es in Badezimmern ja so richtig schön muckelig warm und man kann sich in aller Ruhe ausziehen, duschen und sich dann wieder etwas anziehen. Hier allerdings ist es: Einfach. Nur. So. Kalt.
Wenn ich dusche, dann friere ich immer so sehr, das ist wirklich unangenehm. Also dass Wasser wird super gut warm - ganz impeccable (astrein). Aber sobald man das Wasser aus macht und kalte Luft auf nasse Haut trifft, wird's kalt. Sehr kalt.

Ich sag's euch, wenn ihr in einem nicht wirklich isolierten, nicht ganz einfach zu heizendem Château wohnt, bekommt Kälte in mancher Hinsicht noch einmal eine ganz neue Bedeutung.
Normalerweise, wenn es kalt ist, friert man. Man friert und kuschelt sich in seine warme Jacke ein und freut sich auf das warme zu Hause, wo man endlich ein paar Zwiebelschichten ablegen und sich schön aufwärmen kann. Hier allerdings wissen wir, wenn wir draußen sind und es kalt ist, dass, wenn wir nach Hause kommen, keine ernst zu nehmende Wärme auf uns wartet. So knapp über 10 °C. Deshalb ist man immer ein bisschen zusätzlich besorgt, sobald es etwas kälter draußen ist, denn man weiß genau: Zu Hause ist es nicht viel wärmer. Und außerdem muss man ja auch ab und an das Haus verlassen, weil drinnen Pipi machen ist ja auch irgendwie nicht drin. Ich glaube, ich habe noch nie s gezittert, als ich auf dem Klo saß, wie gestern. Also es herrschen ja hier keine unermesslichen Minustemperaturen, aber dadurch, dass die Kälte so ziemlich permanent da ist (besonders schlimm ist auch, morgens in die Kälte auafzustehen und sich umzuziehen, am liebsten würde ich mir einfach immer nur etwas über meinen Schlafanzug überziehen), fühlt es sich schon sehr eisig an. Deshalb sitze ich hier auch beispielsweise gerade mit 3 paar Socken, dickem Pulli, Mütze und Schal.

Mindestens ein Gutes hat das kältere Wetter aber: Schnee!

Schon als ich vorgestern Abend beim letzten Klogang die vom Himmel fallenden Flocken sah, habe ich darauf gehofft, vielleicht endlich ein bisschen weiße Landschaft bewundern zu dürfen. Als ich dann etwas später das Licht ausgemacht habe, war es draußen bereits relativ weiß und ich habe mich so gefreut! Ganz schnell hab ich meine Kamera hervorgeholt und das fenster weit aufgerissn, obwohl es dadurch sehr kalt in meinem Zimmer wurde, weil ich unbedingt ein Beweisfoto machen wollte. Ich war in dem Moment so glücklich, denn ich habe die ganze Zeit darauf gehofft, die Umgebung mal bei Schnee erleben zu dürfen. In der Nacht bin ich bestimmt 2-3 mal rastlos aufgewacht, weil ich Angst hatte, das der Schnee schon weg ist. Ich hab dann immer einmal kurz aus dem Fenster geguckt und mich dann wieder schlafen gelegt. Und als dann mein Wecker geklingelt hat, durfte ich zu meiner großen Freude feststellen, dass es draußen weiß war und noch immer Flocken vom Himmel rieselten. Sehr ungewöhnlich schnell war ich auf den Beinen, hab mir ratzfatz was warmes übergezogen und bin schnell raus. Ohh, wie war das schön! Es war jetzt keine dicke Schneeschicht oder so, aber es war schon allgemein eine sehr zur weißen Farbe tendierende Landschaft. Spontan habe ich dann direkt einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen See gemacht, um maximal vom Schnee zu profitieren.












Das war echt schön, aber danach hatte ich auch total Hunger (hatte ja noch nicht gefrühstückt) und musste mich ziemlich beeilen, rechtzeitig zu Véro zu kommen.

Kurz vor Mittag hat es auch nochmal richtig angefangen zu schneien, aber gegen 2 kam die Sonne raus und hat ziemlich schnell das meiste weggeschmolzen. Das war ziemlich schade, aber zum Glück hatte ich den Schnee ja schon am Morgen ausgekostet. Und so konnten wir dann doch mit dem Auto nach Bény-Bocage fahren (Véro hatte alternativ den Fußweg vorgeschlagen, aber das wären insgesamt 30 km gewesen...), wo wir in der Schule eine animation zum Thema Pflanzen, Garten etc. gemacht haben. Das hat wirklich Spaß gemacht und die Kinder waren sehr goldig (auch wenn sie manche Pflanzen total ertränkt und andere gar nicht gegossen haben). ich hoffe, dass ich bald wieder mitkommen kann.

Heute Abend ist ein ziemlich ruhiger Abend, denn da die Straßen wieder gefroren sind, sind wir lieber nicht zum Pilates gefahren.

Fröstelnde Grüße aus der Region des Cidres,
(Gut, dass wir keinen Calvados abgefüllt haben...)
Henni