26.10.2014

Von Eseln und Apfelsaft

 Bonjour à tous!

Ich hoffe, dass es euch allen gut geht! 

Mir geht es jedenfalls gut & es ist auch immer noch keine Langeweile aufgekommen. Jeden Tag wird gearbeitet (mal mehr, mal weniger) und danach ist auch irgendwie jeden Abend noch was los. Egal ob Pilates, Afrikanischer Tanz oder sonstige Veranstaltungen - langweilig ist uns bisher nicht. 

Dadurch, dass unser Projekt hier unheimlich vielseitig ist, habe ich auch das Gefühl, dass ich in den letzten Wochen schon wieder so viel erlebt habe - einfach auch dadurch, dass es so viel verschiedenes ist. Deshalb weiß ich aber irgendwie auch gar nicht was ich erzählen soll oder wie, aber eins sei auf jeden Fall gesagt: Es geht mir gut hier!

Da mein letzter Blogpost ja nun schon etwas länger her ist, habe ich gerade keinen Schimmer, wie ich das ganze Erlebte zusammenfassen soll. Deshalb lasse ich es einfach und sage sattdessen etwas zu ein paar Bildern, die ich in den letzten tagen gemacht habe.

In den letzten Tagen habe ich:
... Lämmchen mit der Flasche gefüttert

...ausgemistet
... mit Kindern innherhalb von 2 Tagen ca. 15 Liter Apfelsaft hergestellt


Hier läuft die Meute aufgeregt zu den Schweinen, um sie mit den Apfelresten zu füttern
Wie cool ist bitte dieses Schwein?!

So eine süße Babykatze! 
... unter einigem Aufwand dabei geholfen, die Esel von der 'Pas d'Âne' von einer 1,5 km entfernten Weide zum Hof zu bringen (eine sehr amüsante, aber auch anstrengende Erfahrung!)
... mit unserer Katze geschmust
... einen lustigen Abend in einem Pub in Caen verbracht
... mit Caro eine Wanderung bei allerschönstem Sonnenschein gemacht und dabei mal wieder die Normandie bewundert
An einer Apfelplantage vorbei...
... und an den letzten Blüten des Jahres...
...mit Blick auf Felder und Wiesen
Und die Kühe durften natürlich auch nicht fehlen!
... mich mit Caro unter die Ziegen von Ludovic gemischt
... in dem Versuch, das Château zu heißen,  Feuer gemacht
...  den Deutschkurs ins Rollen gebracht - traditionell bieten die Freiwilligen jedes Jahr einen kleinen Deutschkurs an, der einmal wöchentlich für die Interessierten der Umgebung stattfindet. Das ist einfach eine nette Runde und es hat sehr Spaß gemacht
...Auberginen, Tomaten, Kürbisse, Salat, Kohlrabi, rote Bete, schwarze Radischen, Bohnen und Zuccini geerntet
... mich mit Caro im Gewächshaus versteckt

... mich gewundert, wie schnell die Hände dreckig werden
... mit Caro bei Damien Spätzle als typisch deutsches Mittagessen zubereitet (unterstützt von seinen Kindern)
... Kühe mitgetrieben
... Käse gemacht
... Traktor gefahren

Ich habe auch noch ganz viele andere Sachen gemacht, aber das kann ich jetzt nicht alles aufzählen. Denn irgendwie ist es so eine Fülle an Erfahrungen, dass ich selbst ganz überwältigt bin und wenn ich anfangen würde, alles zu erzählen, dann würde ich glaube ich noch nächste Woche hier sitzen und schreiben.

Gestern war auf der Pas d'Âne, dem pädagogischen Eselhof, ein Apfelfest. DOrt wurden zunächst Äpfel gesammelt und dann wurde gemeinsam Apfelsaft hergestellt, abgefüllt und natürlich auch verkostet. Das war eigentlich echt sehr schön und für die Kinder muss es wie im Paradies gewesen sein - die durften allerlei mithelfen, probieren und und und. Auch Schbkarrenrennen durften nicht fehlen :-)

Danach haben wir mit Laura, sie arbeitet auf dem Hof und ist wirklich sehr sehr nett, ein paar Esel von der Weide geholt und haben dann mit den Kindern einen Eselspaziergang gemacht.
Ein völlig gechillter Esel



Alle hier sind unterschiedlich und es ist spannend, die Leute besser kennenzulernen. Für die einen sind wir einfach eine kleine Stütze im Haushalt (Tapete, Holz stapeln), für die anderen eine Art Au-pair, eine Arbeitskraft, Freunde, ein willkommener frischer Wind in Haus und Farm oder auch einfach die volontaires, die jedes Jahr gerne empfangen werden. Auch das gefällt mir bisher sehr gut, denn so ist es eigentlich selten eintönig und immer lustig mit den Leuten - die Normannen wissen zu scherzen!


Morgen sind wir wieder bei unseren Nachbarn Alexandra und Stéphane und, liebe Leute jetzt wird's ernst, es geht ans Schlachten. Hühnerschlachten um genau zu sein. Seit wir hier sind werden wir immer wieder gefragt, ob wir schon beim Schlachten waren, aber bisher haben wir es immer irgendwie aufschieben können. Für morgen hatten wir allerdings noch keinen Plan und deshalb hat Alex am Freitag vorgeschlagen jetzt endlich mal beim zum Schlachten zu kommen. Ich war eigentlich sofort dabei, denn ich finde es ganz interessant und denke auch irgendwie, dass es wichtig ist, das mal gesehen zu haben, wenn man es isst. Vielleicht bin ich danach ja Vegetarier, wer weiß..
Deshalb bin ich mal sehr gespannt auf morgen, man tötet ja auch nicht selber.

Am Freitag fahren wir mit Cyril auf den Markt in caen, um ihm beim Verkauf zu helfen, Darauf freue ich mich wirklich sehr! WIr treffen uns schon um 6.00 Uhr, aber er hat uns angeboten, auf dem Weg einen Zwischenstop bei der Bäckerei in Aunay zu machen - kein schlechtes Angebot.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Als wir am Freitag nach getaner Arbeit (wir haben 840 kg (!!!) Kartoffeln in Säcke gepackt) nach Hause kamen, begegneten wir kurz vorm Château einem sehr stattlichen älteren Herrn in feinster Herbstleidung. Wir grüßten uns und er sagte, er habe gehört, dass es hier in der Nähe ein Schloss gäbe und wollte wissen, ob wir wüssten, wo das sei. Daraufhin zeigten wir mit dem Finger auf das Château vor uns und meinten 'DAS ist das Schloss, Sie stehen direkt davor!', woraufhin er nur ungläubig meinte 'Das? Aber das ist doch eher eine Ruine?' und wir so 'Nene, das ist das Château d'Escures!' Der Arme, das Château hat wohl leider nicht ganz seine Erwartungen von einem Schloss erfüllt... seltsam, seltsam.

À bientôt,
Henriette

05.10.2014

Die große Kartoffelernte // Mais c'est la Normandie, Klappe die 2. // Ein Bierfest mit normannischem Bier


Hallo ihr Lieben! 

Hier in der Normandie ist es immer noch sehr schön und ich habe mal wieder ein paar Dinge zu berichten.
Da im Moment Kartoffelzeit ist, halfen Caro und ich am Freitag bei der großen Kartoffelernte auf dem Hof von Alex und Stéphane, unseren beiden Nachbarn. Das war echt ein total cooler Tag, denn bei der Kartoffelernte werden immer viele fleißige Hände gebraucht, weshalb aus dem Dorf und der Umgebung viele Leute ankamen um bei der Ernte zu helfen. Als Dankeschön bekommt dann jeder nach der Ernte einen Sack mit frisch geernteten Kartoffeln. Dieses Konzept finde ich sehr schön, da die Kartoffelernte so auch irgendwie zu einem gesellschaftlichen Ereignis wird. Und so begaben Caro und ich uns am Freitag morgen aufs Feld um auch mitzuhelfen. Da die Franzosen es nicht so eng sehen mit der Pünktlichkeit, waren wir mit die ersten (und wir waren schon zu spät). Deshalb haben wir dann erstmal in regelmäßigen Abständen Säcke auf dem Feld verteilt, in die man dann später seinen Eimer Kartoffeln schütten konnte, wenn der voll war. 
Caro und ich in unseren Cottes - den bereits erwähnten super praktischen Arbeitsanzügen, die hier das erste Mal so richtig zum Einsatz kamen. Auf dem Foto sind sie allerdings noch sehr sauber, da das Bild morgens gemacht wurde.
Nach und nach trudelten dann auch alle anderen ein und jeder einzelne wurde dann von jedem einzelnen mit Küsschen rechts, Küsschen links freudig begrüßt. Die meisten kannten wir auch schon (z.B. vom Biomarkt, Pilates etc.) und so war es sehr nett alle mal wieder zu sehen. Eifrig begaben sich alle aufs Feld und ratz fatz wurden Eimer um Eimer und Reihe um Reihe die Kartoffeln aufgesammelt. Es war total warm und die Sonne hat ziemlich gebrannt, aber das war eindeutig besser als Regen.

Auf dem Weg zum Mittagsessen
Gegen Mittag wurden dann schon die ersten vollen Säcke mit auf den Hof genommen und dort haben wir alle zusammen und ausführlich gegessen. Das war ein sehr nettes und lustiges Ründchen! Und obwohl es natürlich schwer ist alles zu verstehen, wenn die Leute untereinander reden, bekommt man ja doch so ein paar Fetzen mit und man braucht ja nicht alles zu verstehen und mitzubekommen, dass eine gute Atmosphäre herrscht. 
Nach dem Mittagessen waren unsere Bäuche allerdings total voll und es war mir etwas schleierhaft, wie man mit so einem vollen Bauch noch arbeiten soll. Wir schwangen uns alle auf den Anhänger vom Traktor und ließen uns gemütlich aufs Feld bringen. Dort war tatsächlich jedes Bücken mühsam, ganz einfach weil ich (wie alle anderen) so viel gegessen hatte. Leider ist die Kartoffelernte dieses Jahr nicht besonders üppig ausgefallen, weshalb nur noch wenige Reihen nach dem Mittagessen vor uns lagen und die Arbeit war schnell getan. 

Auf dem Hof hat dann jeder seinen Sack Kartoffeln bekommen, man hat sich noch unterhalten und dann sind alle langsam abgetingelt. 

Abends haben wir dann in Aunay das Auto aus der Werkstatt abgeholt. Die Werkstatt hatte es allerdings nicht repariert, da das für die association zu teuer gewesen wäre. Stattdessen hat Michel die Ersatzteile bestellt und es dann kurzerhand selber repariert. Ich hoffe mal, dass das so ok ist, der Twingo schnurrt jedenfalls wieder. 
Danach waren wir beim Afrikanischen Tanz und es hat mir diese Woche wieder sehr viel Spaß gemacht. Allerdings muss man sich bei vielen Bewegungen auf die Oberschenkel klatschen und jetzt habe ich lauter kleine Blutergüsse auf meinen Oberschenkeln. Das erinnert mich etwas an meine Unterarme zu Schulvolleyball-Zeiten..

Samstagvormittag waren wi in Vire um ein paar Dinge zu erledigen. Wir haben für Alex eine Lieferung getätigt, uns mit unserem Konto beschäftigt (zu meiner Erleichterung scheint jetzt alles zu klappen) und für Caro in einem Second Hand Laden eine Gitarre besorgt. Als wir von dem Café auf dem Weg zum Laden waren um die Gitarre abzuholen (wir hatten sie uns vorher schon angeguckt) fing es plötzlich meeeega stark à la 'mais c'est la Normandie' an zu regnen und wir wurden bis auf die Unterwäsche pitschepatsche nass. Es hat so in Strömen geregnet und wir hatten null Schutz dabei - also keine Jacken, Regenschirme oder auch nur ansatzweise wasserdichte Schuhe. Wir sind dann zu dem Laden gerannt, aber das hat auch nicht sonderlich viel gebracht. Teilweise wurde unser Weg von plötzlich entstandenen, die reißenden Ströme unter den Bächen darstellenden Bächen gekreuzt und noch dazu musste ich total lachen. Im Second Hand Laden haben wir dann zum Glück einen Regenschirm geschenkt bekommen. Trotzdem war mir am Auto angekommen so gar nicht mehr nach lachen, weil es auch einfach eiskalt war, denn der kalte Wind in den nassen Klamotten war nicht besonders angenehm.

Zu Hause im Château hingen wir schnell unsere Sachen zum Trocknen auf und verschlangen eine hastige Mahlzeit, bevor es auch schon wieder weiter ging. Was folgte, war ein sehr spezieller, total verrückter und gleichzeitig sehr schöner Abend. Denn: Tag der offenen Tür und Bierfest in der Brauerei 'La Lie'. Die 'Brasserie La Lie' (https://sites.google.com/site/bierelalie/) liegt in Saint Rémy sur Orne und es wird dort normannisches Bio-Bier hergestellt. Den ganzen Tag über gab es dort Führungen und am Abend sollte noch ein Bierfest stattfinden. So ziemlich seit unserem ersten Tag hier wurden wir immer wieder auf dieses Spektakel hingewiesen und konnten es uns deshalb nicht entgehen lassen. Wir sind bei unseren Nachbarn mitgefahren, da sie uns das und auch die Rückfahrt freundlicherweise angeboten hatten. Als wir dort waren, haben wir zuerst noch die letzte Führung mitgemacht, wobei Caro und ich nix verstanden haben. Danach wurde das überteuerte Bier selbstverständlich verkostet und tapfer wurden auch uns, den allseits bekannten volontaires, ein paar Bier ausgegeben. Wen hier irgendwo in der Gegend etwas los ist, dann kommen da halt alle hin und so sieht man immer wieder die gleichen Leute. Das ist einerseits etwas komisch, aber andererseits auch ganz nett, weil man so langsam die meisten kennt. Fast alle kennen die Volontaires und einige schwelgen dabei in Erinnerungen an ihre eigene Jugendzeit, als sie mit den Volontaires befreundet waren und jede Woche im Château waren um sich auszutauschen (Das Projekt besteht seit 1976). 
Ziemlich schnell waren dann auch alle ziemlich betrunken und abgesehen von der Kälte (die Fabrikhalle war offen und deshalb haben wir total gefroren) war die Stimmung sehr gut. Des öfteren mussten Caro und ich uns ungläubig anschauen und lachen, denn es gab einfach echt viele crazy Leute dort. Etwas mulmig zu Mute wurde uns allerdings, als wir feststellten, dass ALLE Bier tranken und fragten uns, wer zur Hölle denn so noch 20- 30 min Auto fahren will. Besonders abenteuerlich wurde es dann, als uns (mittlerweile nicht nur Bier sondern auch ein bisschen Calvados intus) erklärt wurde, dass man au bocage, so wird die Gegend hier genannt, auch betrunken sehr gut Autofahren kann, da man immer nur stumpf der Straße folgen muss. Ein weiteres Argument war, dass es hier keine gendarmes, also Polizisten, gibt. Nicht nur einmal wurde mir ein Autoschlüssel zugesteckt, aber ich habe immer schön abgelehnt. 
Später wurde dann noch zu live Musik getanzt und um halb 3 hat man dann begonnen Ninja zu spielen. Es war ein sehr lustiger Abend und Gott sei Lob und Dank bin ich auch heile zu Hause angekommen. (Alternativ waren Laura, die auf der Eselfarm arbeitet, und ihre Mitbewohner so schlau, Zelte mitzunehmen. Ohne Schlafsack wären wir aber glaube ich erfroren.)

Eigentlich hatte ich gedacht, das es mir hier oft langweilig sein wird und nichts los ist, aber bisher war immer etwas los und es gibt recht viele Aktivitäten.  Mal schauen, wie das im Winter wird, aber von mir aus kann's gerne so bleiben!

Liebe Grüße nach Deutschland oder wo auch immer sonst ihr euch grade befindet!

À bientôt,
Henni